Fit im Alter
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Stress lässt sich im Leben nicht vermeiden. Deshalb ist es wichtig, für Ausgleich zu sorgen, damit der Körper sich erholen kann. Entspannungstechniken wie Yoga, Tai-Chi, autogenes Training oder vor allem Ausdauersportarten wie Walken, Joggen oder Rad fahren bauen den Stress ab. Ursächlich lässt sich Stress nicht mit Medikamenten beseitigen. Aber weil Frau Schmidt durch ihre Prüfung und den Umzug kommen muss, sind für sie beruhigende und entspannende Arzneimittel übergangsweise sinnvoll. Pflanzliche Mittel können ihr dabei helfen.
Homöopathisch beruhigen
In der Homöopathie wird die Wirkung eines Mittels durch die homöopathische Verarbeitung (Potenzierung) in ihr Gegenteil verkehrt. So lässt sich erklären, dass homöopathisch aufbereiteter Kaffee, Coffea D3 bis D12 gut hilft, wenn Sie nach einem aufregenden Erlebnis, das das Gedankenkarussell richtig in Schwung gebracht hat, nicht abschalten können. Sind Sie jedoch aufgeregt, weil ein Ereignis wie Prüfung oder Zahnarztbesuch bevorsteht und leiden Sie deshalb womöglich unter Durchfall, hilft Argentum nitricum D6. Für stressgeplagte Managertypen, die mit zwei Handys gleichzeitig telefonieren und nebenbei noch den nächsten Termin mit der Sekretärin besprechen, ist Nux vomica D6 – D12 geeignet. Das beruhigt auch gut den Magen, wenn er mit Krämpfen und Sodbrennen auf die Überforderung reagiert. Oft äußert sich Stress aber nicht nur durch ein einzelnes Symptom, dass einem bestimmten Mittel zugeordnet werden kann. Hier sind Komplexmittel sinnvoll, deren Bestandteile sich in ihrer Wirkung ergänzen. Beispiele dafür sind Neurexan, Dysto loges, Neurodoron, Nervoregin oder Manuia. Je nach Darreichungsform und Potenz des Mittels wird es in Akutsituationen etwa alle halbe Stunde genommen, als Grundbehandlung dreimal täglich. Lassen Sie sich zu den Mitteln passend zu Ihren Beschwerden individuell beraten.
Stressresistenz erhöhen
Pflanzen, die die Anpassungsfähigkeit des Körpers an Stresssituationen verbessern, nennen sich Adaptogene. Neben Ginseng ist auch die Rosenwurz ein solches. Im skandinavischen und russischen Raum wird sie vielfach bei Stress und Überbelastung eingesetzt. Die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit steigt und damit die Widerstandfähigkeit des Körpers. Rosenwurz beeinflusst die Botenstoffe im Gehirn und sorgt dafür, dass weniger Stresshormone ausgeschüttet werden. Das macht Stress erträglicher. Im Handel sind Kapseln z.B. als Rhodiolan, die 1 – 2 mal täglich eingenommen werden.
Lavendel und Passionsblume
Echter Lavendel, Lavandula angustifolia wirkt beruhigend, krampflösend und schlaffördernd. Er wird gern in der Aromatherapie eingesetzt. Weil er nicht müde macht, lässt er sich auch am Tage anwenden. Auch bei nervösen Magen-Darm-Beschwerden ist er gut geeignet, weil er galletreibend und entkrampfend wirkt. Als Lavendelsäckchen, -bäder, -seifen, -duschgel, -duftkissen und in vielen anderen Formen lässt sich die Lavendelwirkung nutzen. In Weichgelatinekapseln namens Lasea ist Lavendelöl zum Einnehmen enthalten. Auch die Passionsblume Passiflora incarnata wirkt krampflösend und beruhigend, indem sie auf Botenstoffe im Gehirn wirkt. Präparate wie Lioran, Pascoflair oder Hoggar Balance enthalten Passionsblume als einzigen Inhaltsstoff. Häufig wird sie aber mit anderen Bestandteilen wie Hopfen, Melisse oder Baldrian kombiniert und ist dann z.B. als Kytta Sedativum, Vivinox Day oder Sedaselect für den Tag im Handel.
Baldrian
Auch Baldrian, Valeriana officinalis beeinflusst die Botenstoffe im Gehirn und wirkt dadurch schlaffördernd und beruhigend. Im Gegensatz zu chemischen Beruhigungsmitteln macht Baldrian am Tag nicht müde. Anzuwenden ist er als Tee, Dragees, Tinkturen oder Badezusatz. Bevor Sie sich für Teetrinken oder Baden entscheiden, sollten Sie wissen, dass Baldrian sehr penetrant riecht, was nicht jedermanns Sache ist. Bei der Tinktur ist der außerordentlich hohe Alkoholgehalt zu berücksichtigen. Daher sind Dragees sinnvollste Darreichungsform. Sie sind in unterschiedlichen Dosierungen im Handel, z.B. als Baldriparan oder Baldrian Dispert. So kann ein niedrig dosiertes Präparat am Tag für Ausgeglichenheit sorgen und ein hochdosiertes in der Nacht für guten Schlaf. Auch hier gibt es Kombinationen mit Hopfen und Melisse.
Wann zum Arzt?
Schwangere und Stillende sollten sich vor der Einnahme gut beraten lassen. So ist für sie z.B. Rosenwurz nicht geeignet, Baldriantinktur wegen des Alkoholgehaltes ebenso wenig. Lavendel oder homöopathische Präparate sind am ehesten möglich. Kinder unter 12 Jahren sollten bei stressbedingten Symptomen grundsätzlich dem Arzt vorgestellt werden, weil die stressfördernden Lebensumstände in dem Alter eine besondere Beachtung verdienen. Wer andere Medikamente einnehmen muss, soll sich in der Apotheke über Wechselwirkungen beraten lassen. Auf jeden Fall ist ein Arztbesuch angezeigt, wenn der Stressgeplagte dem Leben keinen Sinn mehr abgewinnen kann. Auch bei Schlafstörungen, die länger als drei Wochen anhalten oder bei ausgeprägten vegetativen Beschwerden wie Herzklopfen, Magenkrämpfen oder ständigen Kopfschmerzen ist der Arzt gefragt.
Elke Kokemoor, Apothekerin
Was braucht die Haut im Alter?
Im Alter verändert sich die Haut. Sie wird dünn, trocken und empfindlicher und braucht besonderen Schutz. Ab Mitte 20 beginnt bereits die Hautalterung. Die Fähigkeit der Hautzellen, sich zu erneuern, und die Versorgung mit Nährstoffen lassen nach. Ab 50 ist die Haut spürbar trockener und weniger elastisch. Die Bildung von Hauttalg und Feuchtigkeit nehmen ab, so dass die reife Haut empfindlicher und runzeliger ist.
Wie schnell die Haut altert, hängt von der erblichen Veranlagung und dem Lebensstil ab. Wer nicht raucht, Alkohol in Maßen konsumiert, genug schläft und sich vielseitig ernährt, bremst die Hautalterung wirksam. Stress wirkt sich auf die Haut aus, so dass Sie Ihren Arzt aufsuchen sollten, wenn Sie einen Zusammenhang von Seele und Hautproblemen vermuten. Ausreichendes Trinken ist ebenfalls wichtig, denn Flüssigkeit und das in vielen Säften enthaltene Vitamin C tun der Haut gut. Darüber hinaus kann die richtige Pflege die Hautalterung abmildern und körpereigene Schutzmechanismen stärken.
Rückfettend reinigen
Hautpflege fängt mit der richtigen Reinigung an, denn jeder Wasserkontakt stresst die Haut, weil die Hautbarriere angegriffen wird. Wer morgens sein Gesicht gern mit kühlem Wasser erfrischt, sollte abends eine neutrale bis leicht saure Reinigungsemulsion verwenden, um Staub und Schmutz sanft zu entfernen. Langes Duschen mit heißem Wasser und viel Schaum greift die Haut ebenso an. Komplettes Einschäumen ist nicht jedes Mal nötig, oft reicht ein rückfettendes Duschbad für Achseln, Intimzone und Füße. Eine hautfreundliche Alternative sind Duschcremes. Wer gern badet, greift am besten auf ein Badeöl zurück, das auf der Wasseroberfläche bleibt und die Haut bereits beim Einsteigen mit einem Ölfilm überzieht. Beim Abtrocknen wird die Haut nur sanft abgetupft, damit das Öl auf der Haut bleibt. Vorsicht: nach einem solchen Ölbad ist der Wannenboden glitschig!
Schutz vor der Sonne
Sonneneinstrahlung fördert die Hautalterung. Menschen, die sich viel im Freien aufhalten, sind oft an einer vermehrten Zahl an Falten und den typischen Altersflecken im Gesicht und auf den Handrücken zu erkennen. Zur Vorbeugung bietet sich eine Tagescreme mit Lichtschutzfaktor oder bei längerem Aufenthalt in der Sonne ein Sonnenschutzpräparat an. Beim Schminken ist zuerst der Sonnenschutz dran, dann das Make-up. Für die Lippen und so genannte Sonnenterrassen wie Nase oder Ohren gibt es praktische Pflegestifte mit hohem Lichtschutzfaktor.
Fett und Feuchtigkeit
Jetzt im Winter setzt nicht nur die Kälte draußen, sondern auch die trockene Luft drinnen der Haut zu. Wer sich viel in geschlossenen Räumen aufhält, benötigt eine gute Feuchtigkeitspflege. Je häufiger Sie draußen sind und je niedriger die Temperaturen fallen, desto fettreicher soll die Hautpflege sein. Manchmal ist es sinnvoll, die Feuchtigkeit spendende Tagescreme am Abend zu verwenden und morgens die fettreichere Nachtcreme. Am stärksten setzt die Kälte Händen und Füßen zu. Cremen Sie die Hände häufig ein und verwenden Sie am besten eine Handcreme mit feuchtigkeitsspendendem Harnstoff (Urea). Beschränken Sie den Kontakt mit Wasser auf das Nötigste. Am besten tragen Sie bei Arbeiten im Wasser Baumwollhandschuhe und darüber Gummihandschuhe. Ein recht passabler Ersatz dafür sind Hautschutzsalben, die Sie vor der Arbeit und tagsüber mehrmals zwischendurch auftragen. Gegen rissige Füße gibt es spezielle Fußcremes mit Harnstoff, der nicht nur Feuchtigkeit spendet, sondern auch verhornte Stellen weicher macht.
Pflege trockener Haut
Mit einer Körperlotion pflegen Sie die Haut nach dem Duschen am ganzen Körper. Generell sollte der ganze Körper einschließlich der Füße einmal pro Woche eingecremt werden. Bei sehr trockener Haut kann das jedoch bis zu dreimal täglich nötig sein. Für Senioren geeignete Produkte enthalten eine Wasser-in-Öl-Emulsion, die ausreichend Fett spendet. Aber auch Feuchthaltemittel wie Harnstoff, Glycerin, Propylenglykol oder Milchsäure sollen enthalten sein. So wird nicht nur die Haut gut mit Fett und Feuchtigkeit versorgt. Sondern unangenehmen Folgeerscheinungen der trockenen Haut wie Juckreiz, Hautschäden durch Kratzen oder Hautrissen kann vorgebeugt werden. Von Eucerin gibt es eine neue Pflegeserie mit Urea, deren fett- und feuchtigkeitsspendende Wirkung bis zu 48 Stunden anhalten soll. Wer unter Juckreiz leidet, erfährt Linderung durch die Produkte der Serie Eucerin Atopic Control. Sie pflegen und fetten nicht nur, sondern enthalten einen Inhaltsstoff, der direkt an den Juckreizrezeptoren in der Haut andockt und dort den Juckreiz lindert. Ähnlich wirken die Cremes von Physiogel, deren weitere Spezialität ist, dass auf Emulgatoren verzichtet wird. Denn diese können auch die Hautbarriere angreifen. Pflegeprodukte für trockene, empfindliche Haut finden sich auch in den Thermalwasser-haltigen Serien von La Roche-Posay oder Avène und vielen anderen. Da nicht nur die Inhaltsstoffe, sondern auch die Konsistenz und der Fett- und Feuchtigkeitsanteil für ein gutes Hautgefühl nach dem Eincremen sorgen, lohnt es sich, nach Proben zu fragen. Denn nur durch Ausprobieren kann jeder für die betreffenden Hautpartien und die jeweilige Jahreszeit das richtige Pflegeprodukt für sich herausfinden.
Ohne Alkohol
Auf das Einreiben der Altershaut mit alkoholischen Lösungen wie Franzbranntwein soll verzichtet werden. Denn der Alkohol trocknet die Haut erst recht aus und greift die Barrierefunktion der Haut an. Ähnliches gilt für die vielen schmerzstillenden Gele, die von Senioren häufig sehr großflächig auf schmerzende Muskeln und Gelenke aufgetragen werden. Fetthaltige Cremes oder Salben sind hier den alkoholhaltigen Gelen vorzuziehen. Wichtig ist, die Haut im Winter warm einzupacken. Bei kalten Temperaturen stellen die Talgdrüsen die Fettproduktion ein. Tragen Sie Handschuhe und Schal, warme Socken und nicht zu enge Schuhe, wenn Sie aus dem Haus gehen. Passen Sie Ihre Hautpflege den Jahreszeiten an. Wenn der Frühling kommt, denken Sie daran, weniger fettreiche, dafür mehr feuchtigkeitsspendende Pflegeprodukte zu verwenden. Nicht nur die Winter- und Sommerjacken werden dann ausgetauscht, sondern auch die Winter- und Sommerkosmetik.
Elke Kokemoor, Apothekerin
Wundgeschwitzt
Intertrigo oder intertriginöses Ekzem nennt es der Fachmann. Der medizinische Laie sagt: „Ich habe mir einen Wolf gelaufen.“ Beide meinen das gleiche, nämlich Hautschäden durch Schwitzen. Wenn die Kleidung oder Haut auf Haut scheuert und starkes Schwitzen dazu kommt, wird leicht die Haut geschädigt. Übergewichtige oder Sportler sind meist betroffen. Aber wer in der Sommerhitze körperlich arbeitet, kann auch ein Lied davon singen.
Was ist Intertrigo?
Überall, wo Haut- oder Schleimhautflächen sich berühren, kann die oberflächliche Entzündung der Haut auftreten. Bevorzugte Regionen sind die Achselhöhlen, die Leistenbeuge, der Genitalbereich und die Pofalte und die Zwischenräume von Fingern und Zehen. Wer einige Pfunde zu viel auf die Waage bringt, hat das Problem auch leicht unter der Brust und in quer verlaufenden Bauchfalten. Überall dort bildet sich schnell ein feuchtes Milieu, in dem die Haut aufquillt. Hitze, Feuchtigkeit und Schweiß entstehen. Dazu reibt die Haut aufeinander, und schon treten als Zeichen einer Entzündung rote Stellen und flüssigkeitsgefüllte Bläschen auf. Die wunden Stellen brennen und jucken. Wird diese geschädigte Haut weiterhin Körperflüssigkeiten wie Schweiß, Urin und Stuhl ausgesetzt, verschlimmern sich die Beschwerden. Es kann sogar die oberste Hautschicht verloren gehen. Diese Wunde ist eine großartige Eintrittspforte für alle Arten von Erregern wie Bakterien und Hautpilze. Vor allem die großen Hautfalten werden häufig vom Hefepilz Candida albicans befallen. Dann nässt die wunde Stelle. An ihrem Rand sind feine Schuppen zu erkennen, und neben der eigentlichen Wunde bilden sich so genannte Satellitenherde in der Umgebung. Betroffen sind häufig Diabetiker, alte Menschen und Übergewichtige. Oft ist dieses Hautbild sogar der erste Hinweis auf einen noch nicht erkannten Diabetes.
Wer ist betroffen?
Beim Joggen, Fahrradfahren oder Wandern reibt die Haut der Oberschenkel oder der Pofalte aneinander. Deshalb sind Sportler besonders anfällig für Intertrigo. Die Missempfindungen durch Brennen und Jucken beeinträchtigen die Freude am Sport erheblich. Wer sich bei der Ernte oder als Handwerker einen Wolf geholt hat, muss auch die zusätzliche mechanische Reibung durch den Staub berücksichtigen. Bei Übergewichtigen ist die feuchte Hautfalte ständig vorhanden. Gleiches gilt für Pflegebedürftige, die etwa tagsüber in ihrem Rollstuhl sitzen. Hier besteht die Gefahr, dass aus der wundgescheuerten Stelle ein Dekubitus (Druckgeschwür) wird. Deshalb sind geeignete vorbeugende Maßnahmen ganz wichtig.
Angemessene Hautpflege
Zur Behandlung des Intertrigo müssen Schwitzen und Reibung vermindert werden. Eine Trainingspause, das Einlegen von weichen Baumwoll-Läppchen in Hautfalten und das Tragen angemessener Kleidung sind ein paar Beispiele dafür. Die Hautreinigung soll mit hautfreundlichen, pH-neutralen Syndets erfolgen. „Richtige“ Seife ist nicht geeignet. Stellen Sie die Wassertemperatur kühler ein. Nach dem Waschen muss die Haut sorgfältig abgetrocknet werden, vor allem in den Hautfalten. Auf geschädigter Haut darf nur vorsichtig getupft werden. Verwenden Sie zur Hautpflege keinesfalls Puder. Die Partikel klumpen und scheuern erst recht. Auch Fettsalbe wie Melkfett ist ungeeignet, weil sie die Haut luftdicht abschließt, diese unter der Salbenschicht aufweicht und ein Intertrigo umso leichter entsteht. Besser geeignet sind atmungsaktive Schutzcremes. Gut hilft Linola Schutzbalsam. Er ist wasserdampfdurchlässig, so dass die Haut nicht weiter aufquillt. Nach außen ist er wasserabweisend, so dass Körpersekrete nicht an die Haut gelangen können. Weitere Inhaltsstoffe beruhigen die Haut und unterstützen die Abheilung. Er ist gut geeignet vor sportlicher Belastung oder dem Arbeitseinsatz. Bewährt hat er sich zum Hautschutz bei Harn- und Stuhlinkontinenz und auch zum Schutz der Haut vor Dekubitus. Er wird mehrmals täglich dünn aufgetragen. Ein weiteres Mittel zum Schutz der Haut ist Cavilon Langzeit- Hautschutz-Creme. Da sie wasserfest ist, übersteht der Schutzfilm bis zu drei Waschungen. Auch Ilon-Protect bildet einen feuchtigkeitsresistenten Schutzfilm, ohne die Haut aufzuweichen.
Therapie der wunden Stellen
Gerbstoffhaltige Produkte machen die Haut nicht nur widerstandsfähiger und können daher auch vorbeugend eingesetzt werden. Sondern sie wirken auch gut heilungsfördernd und entzündungshemmend. Beispiele sind Tannolact oder Tannosynt als Creme oder zum Baden, Hametum Creme – nicht die Salbe, weil der hohe Fettanteil die Haut aufweicht – oder abgekühlter Salbei- oder Schwarztee als Umschläge. Ringelblumenessenz, die als Calendula extern im Handel ist und mit Wasser verdünnt angewendet wird, leistet auch gute Dienste. Weiche Zinkpaste wirkt gegen Krankheitserreger und fördert die Abheilung. Achten Sie bei der Behandlung darauf, dass keine feuchte Kammer entsteht und Luft an die Haut kommt. Auch zur Behandlung lassen sich Baumwollmull-Streifen in die Hautfalten legen, damit die wunden Stellen trocken bleiben. Einen Arzt suchen Sie bitte auf, wenn aus der aufgescheuerten Stelle eine nässende Wunde wird. Auch Diabetiker sollen wegen der schlechten Wundheilung lieber frühzeitig zum Arzt gehen. Wenn die Beschwerden wie oben beschrieben auf eine Pilzinfektion hindeuten, müssen die Hautpilze bekämpft werden. Salben, die wie z.B. Multilind oder Mykoderm Heilsalbe enthalten neben dem Wirkstoff Nystatin gegen die Pilze auch heilungsfördernd und trocknend wirkendes Zinkoxid. Damit sind sie für die Anwendung in Hautfalten gut geeignet. Cremes mit anderen Wirkstoffen gegen Hautpilze wie Clotrimazol oder Bifonazol sind ebenfalls möglich. Behandeln Sie die Beschwerden lange und großflächig genug. Dazu tragen Sie die Cremes über den Wundrand hinaus auf die gesunde Haut auf und behandeln etwa 2 Wochen länger als Ihre Beschwerden anhalten. Denn die gesunde Haut muss erst wieder nachwachsen. Nach der abgeklungenen Pilzinfektion beugen Sie einer erneuten Infektion vor, indem Sie eine der oben genannten Pflegecremes verwenden. Wenn Sie den Hautpilz über längere Zeit nicht in den Griff bekommen, er sich großflächig ausbreitet oder eine sehr alte oder pflegebedürftige Person betroffen ist, suchen Sie Ihren Arzt auf.
Und sonst?
Um einem erneuten Intertrigo vorzubeugen, beseitigen Sie die Ursachen. Reduzieren Sie ggf. Ihr Gewicht. Lassen Sie Ihren Blutzucker gut einstellen. Verzichten Sie auf schweißtreibende Gewürze und Kaffee. Bevorzugen Sie Baumwollkleidung. Für Sportler ist Funktionskleidung eher geeignet, die den Schweiß von der Haut wegleitet. Sportkleidung soll eng anliegen, damit keine Falten scheuern. Frauen sollen auf nicht zu eng sitzende BHs achten. Eine angemessene Körperpflege ist wichtig. Sorgen Sie auch bei Senioren dafür, dass sie nicht schwitzen. Denken Sie dabei ebenfalls an die Bettdecke. Wer sich nicht selber bewegen kann, muss regelmäßig umgelagert werden. Der Arzt kann unter Umständen Sitzkissen oder Matratzenauflagen verordnen, die für eine Druckentlastung sorgen. Vor dem Sport oder dem Arbeitsbeginn können besonders gefährdete Körperstellen vorbeugend mit einer Schutzcreme eingerieben werden. Dann hat der Wolf keine Chance.
Elke Kokemoor, Apothekerin
Neue Wirkstoffe bei Rosazea
Ein rotes, geschwollenes Gesicht, dazu noch Hautknötchen und Eiterpusteln – dahinter steckt eine Hauterkrankung, die bei Erwachsenen auftritt. Neue Wirkstoffe lindern die Beschwerden.
Bei der Rosazea oder auch Couperose handelt es sich um eine Hauterkrankung, für die Hautrötungen, Papeln und Pusteln im Gesicht typisch sind, wobei die Region um den Mund ausgespart bleibt. Meist bricht sie erst im Erwachsenenalter aus. Frauen erkranken oft Mitte 30, das häufigste Vorkommen liegt bei Anfang 60.
Bei Männern, deren Erkrankungsgipfel im 8. Lebensjahrzehnt liegt, kommen auch Wucherungen der Nase, so genannte Phyme vor. Insgesamt leiden in Deutschland etwa 2 – 5 % der Erwachsenen unter Rosazea.
Über die Erkrankung
Die Rosazea verläuft chronisch, wobei akute Schübe auftreten. Eine Ursache ist bislang nicht bekannt. Zusammenhänge mit dem Immunsystem, der Regulation von Entzündungen im Körper, UV-Strahlung, der Besiedelung mit Mikroorganismen und Störungen der Regulation von Blut- und Lymphgefäßen werden von den Forschern vermutet. Flächige Hautrötungen und oberflächlich sichtbare Blutgefäße gehören zum Erscheinungsbild. Im akuten Schub treten Papeln (Hautknötchen) und Pusteln (Eiterbläschen), Schwellungen und ein brennendes oder stechendes Gefühl auf. Die Entzündung kann bei jedem 2. bis 3. Betroffenen auch die Augenlider betreffen, was zu trockenen Augen mit Brennen und Tränen führt. Beruhigend zu wissen ist, dass die Erkrankung nicht ansteckend ist. Praktisch alle anerkannten Medikamente sind verschreibungspflichtig und werden vom Arzt verordnet. Am häufigsten wird das Antibiotikum Metronidazol eingesetzt. Als Creme, Gel oder Lotion wirkt es nicht in erster Linie gegen Bakterien, sondern greift in das entzündliche Geschehen ein. Äußerlich anzuwendende Zubereitungen mit Wirkstoffen wie Benzoylperoxid, Azelainsäure oder Adapalen, die eigentlich aus der Aknetherapie stammen, kommen ebenfalls zum Einsatz. Sie beeinflussen ebenso die Entzündungen wie die Wirkstoffe Tacrolimus und Pimecrolimus, die auch auf das Immunsystem Einfluss nehmen. Trotz der vielfältigen Wirkstoffe bleibt oft der Behandlungserfolg unbefriedigend.
Zwei neue Wirkstoffe
Mit Ivermectin als Wirkstoff, als Soolantra-Creme im Handel, wird ein neuer Ansatz verfolgt. Bekannt ist Ivermectin seit Jahrzehnten als Mittel gegen Parasiten. Warum es bei Rosazea wirkt, ist noch nicht abschließend erforscht. Wichtig scheint sein Einfluss auf Entzündungen und Parasiten zu sein. Bei Rosazea-Patienten wurde eine Milbe namens Demodex in 6fach erhöhter Menge auf der Haut gefunden. Sie scheint dafür mitverantwortlich zu sein, dass eine Rosazea besteht. In Studien zeigte sich, dass der neue Wirkstoff den bisher am häufigsten verwendeten überlegen war in seiner Wirksamkeit bei guter Verträglichkeit. Hautärzte ziehen das Fazit, dass Ivermectin eine gute Behandlungsmöglichkeit darstellt, vor allem, wenn ein Patient erstmals behandelt wird. Wenn jemand bislang erfolgreich mit den etablierten Wirkstoffen therapiert wurde, besteht keine Notwendigkeit, auf Ivermectin umzustellen. Eine weitere Neuheit ist der Wirkstoff Brimonidin. Zur Behandlung des Glaukoms (erhöhter Augeninnendruck) ist er als Augentropfen seit Langem im Handel. In Form eines Gels namens Mirvaso hilft er bei Rosazea gegen die starke Rötung der betroffenen Hautbezirke. Der Wirkstoff verengt die Blutgefäße, so dass die Rötung zurückgeht. Ein Einfluss auf die Entzündungsreaktion ist darüber hinaus nicht festzustellen. Aber eine Verbesserung des Hautbildes ist für die Patienten, die ja unter ihrem Aussehen und den Missempfindungen im Gesicht leiden, ein wichtiger Erfolg. Bei schweren Ausprägungen der Rosazea oder wenn die genannten Cremes und Gele nicht helfen, kommen Antibiotika zum Einnehmen zum Einsatz. Am verbreitetsten sind die Wirkstoffe Minocyclin und Doxycyclin. Niedrig dosiertes Doxycylin mit 40 mg pro Tag, das gleichmäßig über Stunden freigesetzt wird, wirkt nicht gegen Bakterien. Sondern die niedrige Dosis wirkt gegen die Entzündung bei der Rosazea, ohne dass es zu Resistenzbildungen bei Bakterien kommt. Darüber hinaus behandeln Hautärzte mit Laser die Erweiterungen der Blutgefäße und vor allem die Wucherungen an der Nase, die Phymbildung.
Ernährung und Lebensstil
Eine spezielle Rosazea-Diät gibt es nicht. Häufig machen aber Patienten die Erfahrung, dass bestimmte Nahrungsmittel das Hautbild verschlechtern, indem sich die Blutgefäße erweitern und die Rötung sich verschlimmert. Mancher reagiert so auf Kaffee, schwarzen Tee oder Alkohol. Scharfe Gewürze oder zu heiße Speisen und Getränke können den gleichen Effekt haben. Wer solche Zusammenhänge bei sich feststellt, sollte die auslösenden Speisen meiden. Verschlechterungen können auch auftreten nach Stress, schweißtreibendem Sport, Saunabesuchen oder Sonnenbaden. Vermeiden Sie übermäßiges Schwitzen beim Sport, und in der Sauna halten Sie sich auf den unteren Bänken auf. Um die Sonne zu meiden ist ein guter Sonnenschutz nötig. Gut verträgliche Sonnenschutzpräparate, die keine chemischen Lichtschutzfilter und vor allem kein Fett enthalten, sind dringend und täglich zu empfehlen. Getönte Präparate sorgen gleichzeitig dafür, dass die Rötungen abgedeckt werden.
Kosmetik
Die Pflege der Haut spielt eine ganz große Rolle. Zur Reinigung am Morgen und Abend dürfen nur sehr milde Produkte verwendet werden. Alkoholische Gesichtswässer, alkalische Seifen oder die Nassrasur sind tabu. Pflegende Cremes dürfen, je nach Hauttyp, kein oder nur sehr wenig Fett enthalten. Gut verträgliche Pflegekosmetik gibt es z.B. unter den Serienbezeichnungen LaRoche Posay Rosaliac, Eucerin AntiRötungen, Avène Antirougeurs oder Dermasense Refining. Es lohnt sich, nach Produktproben zu fragen und durch Ausprobieren das individuell beste Pflegeprodukt zu finden. Um die auffälligen Rötungen zu kaschieren, ist die Verwendung grün getönter Spezialcremes ein guter Trick. Gegen bläuliche Verfärbungen helfen gelb getönte Produkte. Wer stärker abdeckende Präparate sucht, wird z.B. bei der Couvrance-Serie von Avène fündig. Die Produkte sind gerade für Rosazea-Patienten gut verträglich.
Elke Kokemoor, Apothekerin
Hypotonie – wenn es schwarz vor den Augen wird
„Deutsche Krankheit / German Desease“, so werden im Ausland niedriger Blutdruck und Kreislaufschwäche bezeichnet. Dahinter steckt die Aussage, dass der Betroffene sich bitte nicht so anstellen soll, denn eine echte Krankheit sei das nicht. Wird der Betroffene selber befragt, berichtet er sehr wohl von Leidensdruck.
Besonders junge, schlanke Frauen leiden unter Kreislaufschwäche. Sie fühlen sich abgeschlagen, ihnen wird schwindelig und sie frieren schnell. Dabei ist Kreislaufschwäche tatsächlich keine Krankheit, sondern der Ausdruck eines niedrigen Blutdrucks, der Hypotonie. (Achtung: Hypertonie ist der Bluthochdruck). Hier liegt der obere Blutdruckwert in Ruhe unter 100 mmHg. Hypotonie ist nicht besorgniserregend, sondern kann sogar das Leben verlängern. Nur bei Schwangeren, betagten Menschen und bei Ohnmachtsneigung ist eine Therapie erforderlich. Aber ständige Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Ohrensausen und das Gefühl, der Kopf sei leer, können recht unangenehm sein. Wenn dazu noch Schwindel und Schwarzwerden vor Augen oder sogar kurze Ohnmachten kommen, hört für viele der Spaß auf.
Aufstehen und umkippen
Orthostatische Dysregulation lautet der Fachbegriff dafür. Er beschreibt die Situation, wenn jemand aus dem Liegen oder Sitzen aufsteht und der Körper es nicht schafft, durch Gegenregulation den Blutdruck an die neue Situation anzupassen. Stattdessen rauscht der Blutdruck in den Keller, das Gehirn wird vorübergehend weniger durchblutet – Schwindel und Flimmern vor den Augen treten auf. Dagegen hilft, sich sofort wieder hinzulegen. Meist sind diese Beschwerden Veranlagung. Es gibt aber auch Ursachen wie längere Bettlägerigkeit, mangelndes körperliches Training oder dass der Körper zu wenig Flüssigkeit enthält. In manchen Fällen tritt eine orthostatische Dysregulation mit zu hohen Werten auf. Um das abzuklären, ist vor einer medikamentösen Therapie der Arzt zu Rate zu ziehen. Tritt eine Ohnmacht, also ein kurzer Bewusstseinsverlust auf, liegt eine zu geringe Durchblutung des Gehirns in dieser Situation vor. Eine Ohnmacht dauert nur kurz und der Betroffene erholt sich rasch wieder davon. Langes Stehen, Schmerzen oder überfüllte Räume können beispielsweise die Auslöser sein. Treten diese Ohnmachten bei sehr alten Menschen auf, soll ein Arzt aufgesucht werden, um eine Herz-Kreislauf-Erkrankung auszuschließen.
Suche nach der Ursache
Bei vielen Hypotonikern ist die Regulation des Kreislaufs gestört. Bei anderen lässt sich die Ursache für den niedrigen Blutdruck finden und bestenfalls abstellen. Typisch ist die Hypotonie während und nach einer Infektionskrankheit. Die niedrigen Blutdruckwerte können aber auch durch eine Herzmuskelschwäche, Herzrhythmusstörungen oder ein zu geringes Blutvolumen verursacht werden und gehören dann in ärztliche Behandlung. Auch der Hormonhaushalt kann eine Rolle spielen. Am meist verbreitetsten dürfte die Schilddrüsenunterfunktion sein. Aber auch eine Unterfunktion der Nebennierenrinde, die für einen Mangel an Corticoiden im Körper sorgt, lässt den Blutdruck absinken. Neurologische Erkrankungen wie Parkinson zählen auch zu den Ursachen. Etliche Arzneistoffe können ebenfalls niedrige Blutdruckwerte verursachen. Zu allererst sind hier die Antihypertonika zu nennen. Ist die Dosis zu hoch gewählt oder wird sie in der Einstellungsphase zu Therapiebeginn zu schnell erhöht, kann sich der an hohe Werte gewöhnte Körper noch gar nicht auf die niedrigeren umstellen. Eine niedrigere Einstiegsdosis und mehr Zeit zum Steigern der Dosierung, schaffen hier Abhilfe. „Nitrospray“ zur Behandlung von Angina-pectoris-Anfällen lässt ebenfalls den Blutdruck nach unten rauschen. Entwässernde Mittel, die eventuell zur Entlastung des Herzmuskels verordnet wurden, senken auch die Werte. Phosphodiesterasehemmer wie Sildenafil zur Behandlung von Erektionsstörungen können Hypotonie als Nebenwirkung verursachen. Psychopharmaka wie Antidepressiva, Neuroleptika oder Beruhigungsmittel senken auch oft den Blutdruck, ebenso wie manche Parkinsonmittel. Viele dieser durch Medikamente ausgelösten Hypotonien verschwinden im Laufe der Therapie wieder oder treten, wie bei Sildenafil, nur in zeitlichem Zusammenhang mit der Einnahme auf.
Was den Kreislauf in Schwung bringt
Die meisten Fälle von Kreislaufschwäche sind harmloser Natur. Wer Auslöser wie Hitze oder langes Stehen kennt, soll diese Situationen meiden. Schnelles Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen ebenfalls. Bei Schwindel sollen die Beine hochgelegt werden. Tabak und Alkohol sind einzuschränken, weil sie die Beschwerden verschlimmern können. Eine Tasse Kaffee oder ein Glas Cola dagegen bringen den Kreislauf in Schwung. Außerdem soll der Patient ausreichend trinken. Das gilt vor allem für alte Menschen, deren Durstempfinden eingeschränkt ist. Eine Trinkmenge von 1,5 bis 2 Litern am Tag, je nach Aktivität, stabilisiert den Kreislauf. Etwas mehr Salz am Essen hilft auch, ist allerdings für Schwangere nicht geeignet. Wer die Venenmuskelpumpe in den Beinen aktiviert, sorgt dafür, dass das Blut nicht in den Beinen versackt und der Kopf nicht so „leer“ wird. Wippen mit den Füßen, das Tragen von Stützstrümpfen, Wechselduschen oder Wasseranwendungen nach Kneipp können die Muskelpumpe in Gang setzen. Durch Ausdauersportarten wie Radfahren oder Walking wird die Gefäßregulation trainiert.
Homöopathie und Pflanzliches
Wenn die genannten Maßnahmen nicht ausreichend helfen, gibt es auch homöopathische Mittel. Veratrum album D6 hat sich bei akuter Kreislaufschwäche bewährt. Alle 2 bis 3 Minuten werden 3 Globuli oder Tropfen bis zur Besserung eingenommen. Wenn schlechte Luft die Kreislaufschwäche auslöst und Übelkeit dazukommt, hilft Tabacum D6: dreimal alle 15 Minuten 5 Globuli. Älteren Patienten mit Kreislaufschwäche hilft oft Carbo vegetabilis D6. Bei orthostatischer Dysregulation kann Haplopappus D3 dreimal täglich 5 Globuli genommen werden. Aus dem Pflanzenreich hat sich Rosmarin als Vollbad bewährt. Weißdorn als Tee oder Extrakt stärkt den Herzmuskel. Als Korodin-Tropfen, die zusätzlich Kampfer enthalten, wird im Akutfall geraten.
Chemische Wirkstoffe
Wenn Verhaltensänderungen zum Vorschein kommen und natürliche Mittel nicht helfen, kann der Arzt nach seinem Ermessen Dihydroergotamin verschreiben. Es verengt die venösen Blutgefäße und sorgt damit für einen erhöhten Blutstrom zum Herzen. Ähnlich wirkt Etilefrin, welches als Tropfen oder Tabletten ohne Rezept erhältlich ist. Es soll nicht nach 16 Uhr genommen werden, weil sonst Schlafstörungen auftreten können. Eine regelmäßige Einnahme ist mit Wirkungsverlust verbunden und sollte deshalb vermieden werden.
Elke Kokemoor, Apothekerin
Wenn die Spucke wegbleibt…
… wird der Mund trocken. Essen, Schlucken und Sprechen werden schwieriger. Auch der Hals schmerzt. Dagegen lässt sich etwas tun.
Sonntagmorgen, die Glocken läuten schon. Gleich beginnt der Gottesdienst mit dem Vorspiel des Posaunenchores. Uwe spielt mit und ist unglücklich. Vor Lampenfieber bleibt ihm im wahrsten Sinne die Spucke weg. Er befürchtet, nicht spielen zu können. Wie kommt das eigentlich? Das hängt mit unserem vegetativen Nervensystem zusammen.
Es besteht aus dem Sympathikus und dem Parasympathikus. Beide lenken die unwillkürlichen Vorgänge im Körper wie mit zwei Zügeln. Ist der eine dran, lässt der andere locker und umgekehrt. Zum Verständnis versetzen wir uns zurück in die Steinzeit. Stellen wir uns die Jagd nach Beute vor. Die Jäger mussten schnell und aufmerksam sein und fliehen, wenn plötzlich Gefahr drohte. In dieser Situation war der Sympathikus aktiv und sorgte für schnellen Herzschlag, Muskelarbeit und Aufmerksamkeit. Der Parasympathikus, der den Verdauungstrakt steuert und für eine Beruhigung des Herz-Kreislauf-Systems sorgt, musste pausieren. Garte aber nach erfolgreicher Jagd die Beute über dem Feuer, ließ der Parasympathikus das Verdauungssystem auf Hochtouren laufen, und der Sympathikus pausierte. Die Gefahren des heutigen Lebens sind zwar andere geworden. Aber unser vegetatives Nervensystem funktioniert immer noch genauso wie damals. Wenn der Sympathikus aktiv ist, klopft das Herz, aber es fließt keine Spucke.
Dauerhaft trockener Mund
Bei manchen Menschen tritt Mundtrockenheit jedoch nicht nur in solchen vorübergehenden Situationen, sondern dauerhaft auf. Bestimmte Krankheiten wie Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen oder das Sjögren-Syndrom, bei dem alle Schleimhäute sehr trocken sind, können dazu führen. Aber auch Medikamente, die den Parasympathikus hemmen – dazu gehören Mittel, die eine überaktive Blase bremsen - , entwässernde Arzneistoffe (Diuretika), Psychopharmaka, Schmerz- oder Asthmamittel, Antiepileptika, Blutdrucksenker oder eine Krebstherapie können einen trockenen Mund verursachen. Zudem lässt die Speichelproduktion im Alter nach, so dass Senioren am häufigsten betroffen sind. Die anhaltende Mundtrockenheit ist nicht nur sehr unangenehm. Sie kann Schluckbeschwerden und Halsschmerzen auslösen und das Sprechen erschweren. Außerdem ist das Essen schwieriger. Da der Speichelfluss dafür sorgt, dass die Mundschleimhaut intakt bleibt und der Zahnschmelz remineralisiert wird, kann eine verminderte Speichelproduktion zu Entzündungen im Mund und Karies führen.
Wie Sie sich selbst helfen können
Wenn nicht eine Ursache ausgeschaltet werden kann, eventuell durch den Wechsel eines Arzneimittels, dann ist Mundtrockenheit nicht ursächlich zu behandeln. Lindernde Maßnahmen sind angesagt. Trinken Sie 2 – 3 Liter am Tag in kleinen Portionen. Meiden Sie trockene oder harte Speisen wie Salzstangen, Nüsse oder Zwieback. Stattdessen bevorzugen Sie weiche, feuchte Speisen wie Joghurt, Cremes und Saucen. Essen Sie reichlich Obst und Gemüse. Wenn es Ihnen zu hart ist, können Sie es pürieren – es gibt leckere Rezepte für Smoothies! – oder Gemüsesäfte trinken. Gemüse- oder säurearme Obstsäfte lassen sich als Eiswürfel einfrieren und zwischendurch bei Bedarf lutschen. Weil kräftiges Kauen die Speichelproduktion fördert, knabbern Sie zwischendurch rohe Möhren oder kauen zuckerfreies Kaugummi. Alkohol und Kaffee trocknen den Mund eher aus, säurehaltige Getränke oder Sprudel reizen die Schleimhaut, und säure- und zuckerhaltige Getränke fördern die Kariesentstehung. Deshalb sollten Sie darauf besser verzichten. Das Kariesrisiko steigt auch durch das Lutschen zuckerhaltiger oder saurer Bonbons. Kaufen Sie zuckerfreie und milde Sorten wie Fenchel- oder Kirschgeschmack statt Zitrone.
Hilfreiche Präparate
Wenn die Mundtrockenheit trotz der genannten Maßnahmen groß ist, lindern verschiedene Speichelersatzprodukte die Beschwerden. Sie enthalten keine „echte Spucke“, sondern Substanzen, die der Mundschleimhaut Feuchtigkeit zuführen. Unter dem Namen Xeros gibt es Zahnpasta, Mundspülung und Mundgel. Befeuchtende Substanzen lindern die Trockenheit, und Natriumfluorid senkt das Kariesrisiko. Das Gel ist ideal für die Nacht, weil es lange befeuchtet. Die Spülung eignet sich gut nach den Mahlzeiten, denn sie reinigt den Mundraum. Für zwischendurch oder unterwegs gehört auch ein Spray zu dieser Serie. Weitere Serien mit Spülung, Gel und Spray sind im Handel, z.B. unter dem Namen Aldiamed. Sie enthalten ein Schutzenzym und Aloe vera als Feuchthaltemittel. In Saseem Mundspray ist neben der Feuchtigkeit auch Dexpanthenol enthalten, das die Schleimhäute pflegt und Entzündungen abheilen lässt. Mineralien und Natriumfluorid halten die Zähne gesund. LipoSaliva bildet mittels Liposomen den Speichel nach. Die Gum Bioxtra-Produkte enthalten neben den befeuchtenden Substanzen einen Enzymkomplex, der den Mundraum vor schädlichen Bakterien schützt. Alkoholische Mundwässer oder Kamillentee sind ungeeignet, weil sie den Mundraum erst recht austrocknen. Lutschtabletten wie Emser Pastillen, die durch enthaltenes Salz den Speichelfluss fördern, sind praktisch für unterwegs oder nachts. Auch das reizlindernde Dexpanthenol gibt es als Lutschtabletten. Zahlreiche Präparate mit dem körpereigenen Feuchthaltemittel Hyaluronsäure gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen z.B. als weiche Geleepastillen zum Lutschen. Weil zum trockenen Mund oft auch trockene Lippen gehören, sollten diese gut gepflegt werden. Probieren Sie aus, ob Sie lieber eine weiche Creme wie Bepanthol oder Blistex mögen oder einen lang haftenden Stift wie Everon. Über Nacht oder bei Einrissen verwenden Sie Bepanthen oder eine andere fetthaltige Panthenol-Salbe.
Zahnpflege trotz Schmerzen
Trotz gereizter Mundschleimhaut ist die Zahnpflege wichtig. Sogar besonders wichtig, weil ja das Risiko für Entzündungen und Karies erhöht ist. Achten Sie darauf, dass Sie mit geringem Druck putzen und eine weiche Zahnbürste verwenden. Speziell für Patienten, deren Mundraum durch eine Krebstherapie oder nach einer Operation Läsionen aufweist, gibt es extraweiche Zahnbürsten, deren Borstenenden ganz weich, wie ausgefranst sind. Wenn die bisherige Zahnpasta mit Pfefferminzgeschmack im Mund brennt, verwenden Sie z.B. Elmex mentholfrei. In fruchtiger Kinderzahnpasta ist dagegen der Fluoridgehalt für Erwachsene zu niedrig.
Lebensqualität
Fazit: Zur Linderung der Mundtrockenheit gibt es viele verschiedene Mittel und Anwendungsmöglichkeiten. Probieren Sie aus, welche für Sie die geeigneten sind, und kombinieren Sie dabei verschiedene Maßnahmen. Es lohnt sich, weil Sie nicht nur Problemen im Mundraum begegnen können, sondern weil Ihre Lebensqualität steigt.
Elke Kokemoor, Apothekerin
Wodurch werden Geruchs- oder Geschmacksstörungen verursacht?
Trotz meiner Erkältung bin ich meiner Arbeit nachgegangen. Für die Mittagspause habe ich mir Maultaschensuppe mitgebracht. Der erste Löffel von meinem dampfenden Teller schmeckte nach gar nichts. Alle weiteren ebenso. Beim Blick auf die glitschige Nudelhülle mit grauer Fleischfüllung schoss mir ein Bild durch den Kopf, welches ich für Jahre nicht wieder loswerden sollte: Die Maultasche sah aus wie eine tote Maus im Schlafrock. Weiteressen konnte ich da nicht mehr.
Durch meinen Schnupfen habe ich den Totalausfall des Geschmacksempfindens erlebt. Nach ein paar Tagen war alles wieder im Lot. Aber was war geschehen? Die Geschmacksrezeptoren in der Zunge registrieren die vier Geschmacksqualitäten süß, sauer, scharf und bitter. Dazu kommt die Geschmacksrichtung umami, was so viel wie herzhaft bedeutet. Nicht nur der Geschmack spielt bei der Wahrnehmung des Aromas einer Speise eine Rolle, sondern auch der Geruch, die Temperatur und das Mundgefühl, das von der Konsistenz und der Reizung z.B. durch Meerrettich bestimmt wird. An dem gesamten Geschmackseindruck sind verschiedene Nervensysteme im Gesichtsbereich beteiligt. Außerdem spielt beim Geschmackserlebnis der Geruchssinn die größte Rolle für die Vielfalt der Aromawahrnehmung. Die Riechstörung, ausgelöst durch die Erkältung, war offenbar die Ursache meines Problems mit den Maultaschen.
Verzerrte Wahrnehmung
Geschmacksstörungen können den teilweisen, vollständigen Ausfall oder die Abschwächung der Geschmackswahrnehmung bedeuten. Am häufigsten ist aber die verzerrte Wahrnehmung des Geschmacks. Dann wird ständig ein meist metallischer Geschmack wahrgenommen, ohne dass es eine Quelle dafür gibt. Alles schmeckt „falsch“ oder hat einen sehr unangenehmen Geschmack. Die Ursachen können vielfältig sein. Neben entzündlichen Erkrankungen der Atemwege kommen Kopf- und Gesichtsverletzungen, psychiatrische (Depression), neurologische (Parkinson) oder internistische (Diabetes) Erkrankungen in Frage. Ein weiteres bekanntes Beispiel ist, dass Alzheimer-Patienten alle Speisen stark süßen, weil offenbar ihr Geschmacksempfinden sich ebenfalls verändert hat. Dass Rauchen die Geschmackswahrnehmung benebelt, merkt jeder Raucher spätestens beim Versuch aufzuhören. Arzneimittel können auch den Geschmackssinn negativ beeinflussen. Sie können bereits bei der Einnahme einen Eigengeschmack verursachen oder ihn nachträglich durch die Ausscheidung über den Speichel verursachen. Arzneistoffe, die Mundtrockenheit verursachen wie z.B. Antidepressiva oder Anticholinergika (oft verordnet bei häufigem Harndrang) können die Geschmacksknospen stören und damit die Geschmacksempfindung. Manche Arzneistoffe beeinträchtigen den Geschmacksrezeptor, andere die Impulsweiterleitung im Geschmacksnerv oder die Reizverarbeitung im Gehirn. An nahezu allen Stellen dieses Systems kann es zu Störungen kommen. Weil die Ursachen von Riech- und Geschmacksstörungen so vielfältig sind, wurden Leitlinien zur Diagnostik und Therapie erstellt. Wenn Arzneimittel als Auslöser vermutet werden, steht zunächst eine Untersuchung beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt an. Zur Prüfung der vier Geschmacksqualitäten wird mit dreifach abgestuft konzentrierten Lösungen von Glukose (süß), Kochsalz (salzig), Zitronensäure (sauer) und Chinin (bitter) getestet. Es gibt nur begrenzte Möglichkeiten, um Geschmacksstörungen zu behandeln. Therapieversuche mit Cortison oder Spurenelementen können Erfolg bringen. Bei Mundtrockenheit kann synthetischer Speichel oder Natrium chloratum als homöopathische Zubereitung versucht werden. Wird ein Arzneimittel als Auslöser vermutet, sollte es, wenn möglich, abgesetzt oder umgestellt werden. Nach Wochen bis Monaten regenerieren sich die Rezeptoren und das das normale Geschmacksempfinden stellt sich wieder ein.
Geschmacksverirrungen durch Arzneistoffe
Es gibt eine Vielzahl von Arzneistoffen, die den Geschmack stören können. Die folgende Auflistung nennt nur Beispiele und ist nicht vollständig. In Klammern ist ein Hauptanwendungsgebiet genannt, um den Substanznamen besser einordnen zu können.
- Ein metallischer Geschmack kann durch Allopurinol (Gicht), Carbidopa (Parkinson), Lithium (Bipolare Störung), Methotrexat (Rheuma), Metronidazol (Antibiotikum), Doxepin und Opipramol (Psychopharmaka), Zopiclon und Zolpidem (Schlafmittel) oder Vitamin D verursacht werden.
- Einen bitteren Geschmack können Amphetamine (ADS) oder Flurazepam (Schlafmittel) bewirken.
- Ein salziger Geschmack kann durch Amitriptylin (Schmerzen, Schlafmittel), Captopril (Bluthochdruck) oder Carboplatin (Zytostatikum) hervorgerufen werden.
- 5-Fluorouracil (Zytostatikum) und Cefaclor (Antibiotikum) können einen süßen Geschmack auslösen.
- Isotretinoin (schwere Akne) kann zum Ausfall der sauren Geschmackswahrnehmung führen.
- Amilorid (Bluthochdruck, Herzmuskelschwäche) kann die Wahrnehmung für salzig abschwächen.
- Das gesamte Geschmacksempfinden kann gedämpft werden durch Carbamazepin (neurologische Erkrankungen), Levodopa (Parkinson), Nifedipin und Diltiazem (Bluthochdruck) oder Metronidazol (Antibiotikum).
- Den Totalausfall des Geschmacks können Antihypertonika wie Diltiazem, Enalapril, Hydrochlorothiazid, Nifedipin oder Spironolacton verursachen. Ebenfalls Triazolam (Schlafmittel), Terbinafin (Anti-Pilz-Mittel) oder Atorvastatin (Cholesterinsenker).
- Störungen im weiteren Sinne (Dysgeusie) können Blutdrucksenker wie Captopril, Diltiazem, Enalapril, Losartan, Lisinopril oder Nifedipin auslösen. Weiterhin Amiodaron (Herzrhythmusstörungen), Morphin (Schmerzen) oder Nitroglycerin (Herz bzw. Blutdruck).
Zu beachten ist auch, dass Geschmacksstörungen nicht bei jedem Menschen auftreten, wenn eins der genannten Arzneimittel eingenommen wird. Ferner muss die Störung nicht unmittelbar nach der Einnahme auftreten. Wird beispielsweise am Abend ein Schlafmittel genommen, kann der schlechte Geschmack auch erst am darauffolgenden Morgen auftreten.
Geschmacksstörungen durch die Verwendung von Augentropfen
Nicht nur die Einnahme einer Substanz kann schuld an der Geschmacksstörung sein. Auch Augentropfen können zu Störungen des Geschmacks führen. Die antiallergischen Augentropfen Vividrin akut verursachen einen unangenehmen Geschmack. Tropfen gegen den Grünen Star, die Acetazolamid oder Dorzolamid enthalten, können einen bitteren Geschmack auslösen. Tipp: Drücken Sie nach der Anwendung eine Minute lang den Tränenabflusskanal im Augeninnenwinkel mit dem Finger zu oder steigen Sie zur Abhilfe auf ein anderes Mittel um. Zudem können auch Salben eine Geschmacksstörung verursachen. Das wird eindeutig klar, wenn man bedenkt, dass der Wirkstoff durch die Haut und über die Blutbahn im Körper verteilt wird. DMSO als Wirkstoff gegen Gelenkbeschwerden oder als „Wirkstofftaxi“ für andere Stoffe kann einen knoblauchartigen Geschmack bewirken, denn der Wirkstoff selber riecht so.
Elke Kokemoor, Apothekerin
Wissenswertes über Gänseblümchen
Er liebt mich – er liebt mich nicht. Jeder kennt dieses Orakel in Beziehungsfragen aus seiner Kindheit. Jedoch war die Aussage der gerupften Gänseblümchen nie eindeutig. Selbst Wissenschaftler sind sich nicht einig, ob die Gänseblümchen nun eine Wirkung haben oder nicht. Um der Sache näher zu kommen, hat der NHV-Theophrastus in Chemnitz die kleine Pflanze zur Heilpflanze 2017 gekürt. Damit soll auch eine neue Erforschung der Pflanze verbunden sein.
In der Homöopathie findet das Gänseblümchen als "Bellis Perennis" schon sehr lange Verwendung. Man nennt es auch das "Arnika des Brustkorbes". So werden Rippenprellungen oder andere Verletzungen im oberen Brustbereich mit Gänseblümchen homöopathisch behandelt.
Auch in der Geburtshilfe sind die Gänseblümchen- Globuli nicht wegzudenken. Wundschmerzen nach der Geburt gelten als wichtiges Einsatzgebiet!
Die Dosierung: 3 mal täglich 5 Globuli Bellis Perennis D6 oder D12.
Die Botanik der Gänseblümchen
Die Beschreibungen der Botaniker sind jedenfalls ganz eindeutig. Auf lateinisch heißt es Bellis perennis, die ausdauernde Schöne. Es gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und hat die typischen Familienmerkmale. Dazu gehören die gelben Röhrenblüten, die das Knöpfchen in der Mitte bilden und die weißen, unterseits roten Zungenblüten rundherum, die wir als Kinder ausgezupft haben. Abends, bei Kälte und bei Feuchtigkeit schließen sich die Blüten. Gänseblümchen blühen von März bis November, aber auch in milden Wintern. Der kurze Wurzelstock bildet zur Vermehrung Ausläufer, weshalb die Gänseblümchenflecken im Rasen immer größer werden. Die Blümchen sind in ganz Europa mit Ausnahme einiger Mittelmeerregionen in Wiesen und Rasenflächen bis in 2000 m Höhe, vertreten. Ähnlich wie der Löwenzahn war das Gänseblümchen damals viel seltener. Aber ständig kurz gehaltener Rasen und häufigeres Mähen gedüngter Wiesen begünstigen sein Vorkommen.
Heilkundliche Verwendung
Gänseblümchen werden seit langem volksheilkundlich eingesetzt. Durch arzneimittelrechtliche Regelungen haben sie eine „Null-Monographie“ erhalten. Das bedeutet, dass ihre Anwendung unbedenklich ist, aber auch kein Wirksamkeitsnachweis vorliegt. Harmlos, aber unnütz. Doch Naturheilkundler sind der Meinung, dass überlieferte Erfahrungen nicht von der Hand zu weisen sind und wollen sie wissenschaftlich aufarbeiten. Auf der Seite www.nhv-theophrastus.de ist der aktuelle Wissensstand zu finden. Erwiesen ist der Gehalt von Triterpensaponinen, Flavonoiden und ätherischem Öl. Aufgrund dessen empfehlen Volksheilkundler einen Tee aus 2 gehäuften Teelöffeln Gänseblümchenblüten und -blättern und einem Viertelliter kochendem Wasser zum Lösen von festsitzendem Husten. Außerdem soll er den Stoffwechsel bei Hauterkrankungen wie Ekzemen und bei Rheuma anregen. Als weitere Hustenmedizin wird empfohlen, Thymian oder junge Fichtentriebe mit Gänseblümchen in ein dunkles Glas zu schichten, mit flüssigem Honig zu übergießen und 3 Wochen lang bei Zimmertemperatur ziehen zu lassen. Als Hustenmedizin wird dreimal täglich ein Teelöffel empfohlen.
Was überliefert ist
Eine historische, 500 Jahre alte Quelle empfiehlt frische, zerquetschte Gänseblümchenblätter als Auflage bei Wunden und Insektenstichen. Solche Anwendungen kannten noch unsere Großeltern. Überliefert sind auch Breit- oder Spitzwegerichblätter zu diesem Zweck. Wer schon einmal in der Natur von einem Insekt gestochen wurde und außer solchen Blättern nichts zur Hand hatte, weiß, dass ein zerriebenes Blatt auf dem Stich schnell und nachhaltig hilft. Ganz ohne Wissenschaft. Trotzdem soll bei der Anwendung auf Wunden die Hygiene nicht vernachlässigt werden! Für die Herstellung einer Tinktur wird eine Handvoll Gänseblümchenblüten mit 40 prozentigem Alkohol übergossen, so dass alle Blüten bedeckt sind. Der Ansatz wird täglich geschüttelt, nach 3 Wochen abfiltriert und an einem dunklen Ort aufbewahrt. Die Tinktur soll zum Einreiben oder als Umschlag bei Blutergüssen, Prellungen und Quetschungen helfen. Wenn Sie selber Gänseblümchen sammeln möchten, suchen Sie unbelastete Wiesen abseits von Autoverkehr und Hunden auf.
Gänseblümchen homöopathisch eingesetzt
Die Homöopathen verwenden Gänseblümchen unter ihrem lateinischen Namen „Bellis perennis“ zu ganz ähnlichen Zwecken. Die Anwendungsgebiete ähneln denen von Arnica – aus diesem Grund wird Bellis auch die „kleine Arnica“ genannt. Zum Einsatz kommt Bellis, wenn der Mensch sich so fühlt, wie das Gänseblümchen, welches auf der Wiese zertreten wurde. Dementsprechend hilft es bei Verletzungen tiefer gelegener Gewebe, auch nach größeren Operationen und besonders bei Schädigung der Beckenorgane. Bei Verstauchungen und Prellungen kommt es zum Einsatz und ist auch in dem bekannten komplexhomöopathischen Mittel Traumeel enthalten. Es hilft, wenn kalter Wind Beschwerden verursacht oder kalte Getränke nicht vertragen werden, wenn der Körper erhitzt ist. Interessant ist auch, dass Bellis beim nächtlichen Wiedereinschlafen helfen kann.
Kulinarisches
Gänseblümchen lassen sich auch in der Küche verwenden. Bei den hübschen Blümchen isst nicht nur das Auge mit, sondern mit ihrem Vitamin C-Gehalt, Kalium, Calcium und Magnesium liefert die Pflanze auch wichtige Nährstoffe. Blüten und Blätter geben Salaten eine nussige, leicht bittere Note. Sie lassen sich auch auf dem Butterbrot oder in Suppen verzehren. Einen leckeren Frühlingsquark stellen Sie aus 500 g Quark, einer Schalotte, Salz, Pfeffer, Gänseblümchen-, Brennessel- und Sauerampferblättern und zehn Gänseblümchenblüten her. Kartoffelsalat, Kräuterbutter oder Bowle lassen sich auch mit den Blümchen aufpeppen. Aus 200 g Gänseblümchenknospen, 300 ml Essig und einer Prise Salz können Sie Kapern selber machen. Dazu werden alle Zutaten kurz aufgekocht und heiß in dicht schließende Gläser gefüllt. Bekannt ist solcher Kapernersatz auch aus Knospen der Kapuzinerkresse. Gänseblümchen sind nicht nur auf dem Teller etwas für´s Auge, sondern auch als in Form von Kränzen als Haarschmuck. Und nicht nur das: Auch Donald Duck hat ein Auge auf das Gänseblümchen geworfen: Seine Angebetete Daisy trägt den englischen Namen für Gänseblümchen.
Elke Kokemoor, Apothekerin
Selbstgemachtes aus ätherischen Ölen
Seit Jahrhunderten werden in vielen Kulturen Düfte zu verschiedenen Zwecken wie Heilen und Körperpflege, aber auch zur Verführung und bei religiösen Zeremonien verwendet. Beispiele dafür sind Ayurveda und Kosmetik in Indien, ägyptische Mumien, Räucherwerk in China, die Salbung von Königen oder das Orakel von Delphi in Griechenland. Im 12. Jahrhundert brachten die Araber ihr Wissen um die heilende Wirkung ätherischer Öle nach Spanien und Südfrankreich. In den Klöstern wurde dieser Schatz weitergepflegt, so dass es im Mittelalter bereits erste Parfümerien gab. Heute begegnen uns Düfte und Aromen in zahlreichen Produkten der Nahrungsmittel- und Parfümindustrie. Zu Werbezwecken werden wir unbewusst durch sie beeinflusst. Doch Düfte können wir auch gezielt selbst einsetzen.
Öle, die der Entspannung dienen
Zur Entspannung am Abend ist Lavendel der bekannteste Duft. Er entspannt, beruhigt und fördert den Schlaf. Vanille hat ähnliche Effekte, Jasmin hilft bei Stress, und Geranie lindert nervöse Anspannung. Ebenfalls entspannend wirken Bergamotte, Neroli, Orange und Sandelholz. Wenn Sie etwa 1 ml Sandelholzöl mit 1 ml Orangenöl, 4 ml Bergamotteöl und 2 ml Neroliöl mischen, erhalten Sie ein entspannendes Duftöl. Mischen Sie 10 Tropfen Lavendelöl mit 20 g Lavendelblüten und 100 g Totes-Meer-Salz, haben Sie ein einfaches Badesalz hergestellt. Gegen Stress können Sie 3 ml Grapefruitöl mit 1 ml Korianderöl und 1 ml Tonkabohnenöl mischen. Testen Sie einfach, welcher Duft für Sie angenehm ist. Diese Vorlieben ändern sich im Laufe des Lebens, so dass hin und wieder erneutes Schnuppern sinnvoll ist. Sagen Ihnen die genannten Beispiele nicht zu, treffen vielleicht Neroli, Patschuli oder Ylang-Ylang eher Ihren Geschmack.
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Müssen Sie nach einem anstrengenden Tag schnell wieder frisch sein, sind belebende Öle angesagt. Anregend und erfrischend wirken Düfte wie Fichtennadel, Grapefruit, Pfefferminz, Rosmarin, Zitrone oder Zeder. Für ein belebendes Massageöl mischen Sie 50 g fettes Öl wie z.B. Mandel-, Weizenkeim-, Haselnuss-, Sesam-, Avocado- oder Jojobaöl mit 5 Tropfen Orangenöl, 5 Tropfen Zitronenöl, 3 Tropfen Rosmarinöl und 3 Tropfen Fichtennadelöl. Als Gute-Laune-Duftmischung eignen sich 4 ml Zitronenöl, 1 ml Orangenöl, 4 ml Litsea-cubeba-Öl und 1 ml Mandarinenöl. Die Stimmung hellen auch Frangipani, Grapefruit, Limette oder Magnolie auf. Wenn Sie mit einem Öl oder einer Mischung eine belebende, beruhigende oder konzentrationsfördernde Atmosphäre schaffen wollen, gehen Sie besser sparsam damit um. Denn zu viel des Guten wirkt eher penetrant und unangenehm. Als Richtwerte nehmen Sie von Zitrusölen etwa 6-10 Tropfen, von Hölzern 3 -5 Tropfen und von Blüten und Kräutern 1-3 Tropfen.
Düfte, die Räume füllen
Am einfachsten Sie träufeln das Öl auf einen Duftstein. So kann sich der Duft schön entfalten – die Steine sind in hübschen Formen für wenig Geld erhältlich. Beträufeln Sie einen Duftstein im Kinderzimmer mit 3 Tropfen Mandarinenöl – die meisten Kinder mögen Mandarine – gehen Sie auch dem Risiko aus dem Weg, das vielleicht von anderen Hilfsmitteln ausgeht. Gern werden Duftöle in eine Flasche mit Wasser gefüllt und kleine Holzstäbe hineingesteckt. Am bekanntesten dürften Duftlampen sein. Das Duftöl wird in ein Wasserschälchen gegeben, das von einer Kerzenflamme erwärmt wird, so dass das leicht flüchtige ätherische Öl in den Raum abgegeben wird. Wechseln Sie das Duftöl, sollten Sie das Schälchen mit Alkohol reinigen. Bei elektrisch betriebenen Duftbrunnen wird das Öl ebenso in Wasser gegeben und zirkuliert durch den Brunnen. Beim Aromastreamer, der ebenfalls elektrisch funktioniert, wird das Öl auf ein Vlies geträufelt und dann über einen Luftstrom in der Raumluft verteilt.
Öle am besten verdünnen
Nur wenige ätherische Öle dürfen unverdünnt auf die Haut aufgebracht werden, denn die meisten verursachen Reizungen. Geeignet sind Lavendel- und Rosenöl. Die anderen verdünnen Sie besser mit einem der genannten fetten Öle. Erwachsene nehmen für ein Massageöl etwa 3 % ätherisches Öl. Schwangere, Stillende und Schulkinder etwa 1,5 %, Kleinkinder im Alter von 3-6 Jahren 1 % ätherisches Öl und Säuglinge bis 6 Monaten nur 0,5 %. Damit wird dann 1-3 mal pro Woche massiert. Da ätherische Öle zu Unverträglichkeiten der Haut führen können, testen Sie das Öl am besten vor dem Einsatz an einer kleinen Hautstelle. Enthält Ihr Massageöl Johanniskrautöl, Melissenöl oder ein Zitrusöl – dazu zählt auch Bergamotte – dann können diese Hautreaktionen nach Sonneneinstrahlung hervorrufen. Setzen Sie sich also direkt nach der Massage nicht dem Sonnenlicht aus. Möchten Sie schnell ein Aromabad herstellen, nehmen Sie 1-2 Esslöffel Honig oder Sahne als Emulgator und vermischen dies mit 10-15 Tropfen ätherischem Öl. Als schlafförderndes Vollbad eignen sich z.B. 4 Tropfen Neroliöl und 6 Tropfen Lavendelöl in 2 Esslöffeln Sahne. Wenn Sie Freude an Düften haben, lassen sich noch weitere Einsatzgebiete finden, nicht nur in der Kosmetik. Ein bisschen Zitronenöl am Schreibtisch fördert die Konzentration, Zirbelkiefer am Bett lässt Sie besser schlafen, Litsea cubeba vertreibt unliebsame Küchengerüche, und Ylang-Ylang soll Männern den Kopf verdrehen.
Sind Sie noch auf der Suche nach Geschenkideen?
Für ein selbstkreiertes Herrenduschgel nehmen Sie auf 200 ml Flüssigseife je 4 Tropfen Bergamotte, Rosenholz und Sandelholz, je 8 Tropfen Rosmarin und Ysop und noch 2 Tropfen Rose. Als Haarkur für trockenes Haar eignen sich 50 ml Weizenkeimöl mit 5 ml Jojobaöl. Hinein geben Sie 8 Tropfen Lavendel, 4 Tropfen Orange, 6 Tropfen Sandelholz und 2 Tropfen Ylang-Ylang. Auch ein Saunaöl können Sie Selbermachen: 20 Tropfen Eisenkraut, 10 Tropfen Lemongras, 40 Tropfen Myrte und 30 Tropfen Zirbelkiefer. Von dieser Mischung nehmen Sie 5 Tropfen auf eine Kelle Wasser. Wichtig: Bitte nicht pur anwenden!
Erhältlich sind die ätherischen Öle nicht nur in Apotheken, sondern auch im Bioladen und Reformhaus. Achten Sie darauf, dass Sie ausschließlich naturreine Öle kaufen, sonst kann der Geruch abweichen. Die Ölfläschchen sollten auf jeden Fall bei 18-20°C, dunkel und dicht verschlossen gelagert werden. Allgemeine Richtwerte zur Haltbarkeit sind 1 -1,5 Jahre für Zitrusöle, 2 Jahre für Öle aus Hölzern und 1-3 Jahre für Öle aus Kräutern. Mischungen mit fetten Ölen sind maximal 6 Monate haltbar.
Elke Kokemoor, Apothekerin
Baldrian, die pflanzliche Einschlafhilfe
Baldrian ist die bekannteste Heilpflanze, wenn ruhige Nerven und guter Schlaf gefragt sind. Er lässt sich in Form von Tees, Tropfen, Dragees und Kapseln oder als Badezusatz verwenden. Bei leichten Schlafstörungen, nervöser Unruhe oder Herzklopfen können die Wirkstoffe der Baldrian-Wurzel helfen.
Wissenswertes zur Botanik
Wie die Pflanze aussieht, die bei uns auch wild vorkommt, wissen nur wenige. Baldrian wächst überwiegend in feuchten Wiesen und Wäldern, an Flussufern, aber auch an trockenen Standorten wie Dämmen und Schutthalden von der Ebene bis ins Bergland. Baldrian ist eine imposante, ausdauernde Pflanze, die bis zu einem Meter hoch werden kann. Sie weist große Fiederblätter und weiße, doldenartige Blüten auf, die sich von Juni bis August weiß-rötlich über die üppigen Blätter erheben. Der lateinische Name Valeriana officinalis steht für eine Sammelart mit vielen Unterarten, die aber alle in ihrer Wirkung ähnlich sind. Wer an der Pflanze schnuppert, wird enttäuscht sein: sie riecht nach nichts. Zur Ernte werden die Wurzeln im September ausgegraben, gründlich gewaschen und von den kleinen Wurzelfasern befreit. Der Rest wird zum Trocknen aufgehängt, und dabei entfaltet sich erst der typische Baldriangeruch, den ein Inhaltsstoff namens Bornylisovalerianylsäureester hervorruft. Bekannte Inhaltsstoffe sind Valepotriate, ätherisches Öl, wozu auch die genannte Substanz zählt, bizyklische Sesquiterpene und Alkaloide. Welcher der Inhaltsstoffe für die Wirkung verantwortlich ist, konnte die Wissenschaft bisher noch nicht beweisen. Offensichtlich macht die Gesamtheit der Wirkstoffe die beruhigende Wirkung aus. Daher gibt es keine Arzneimittel mit Einzelsubstanzen mehr, sondern es wird nur noch die gesamte Baldrianwurzel verwendet. Die Handelsware kommt ausschließlich aus Kulturen.
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Heilkundliche Verwendung
Gänseblümchen werden seit langem volksheilkundlich eingesetzt. Durch arzneimittelrechtliche Regelungen haben sie eine „Null-Monographie“ erhalten. Das bedeutet, dass ihre Anwendung unbedenklich ist, aber auch kein Wirksamkeitsnachweis vorliegt. Harmlos, aber unnütz. Doch Naturheilkundler sind der Meinung, dass überlieferte Erfahrungen nicht von der Hand zu weisen sind und wollen sie wissenschaftlich aufarbeiten. Auf der Seite www.nhv-theophrastus.de ist der aktuelle Wissensstand zu finden. Erwiesen ist der Gehalt von Triterpensaponinen, Flavonoiden und ätherischem Öl. Aufgrund dessen empfehlen Volksheilkundler einen Tee aus 2 gehäuften Teelöffeln Gänseblümchenblüten und -blättern und einem Viertelliter kochendem Wasser zum Lösen von festsitzendem Husten. Außerdem soll er den Stoffwechsel bei Hauterkrankungen wie Ekzemen und bei Rheuma anregen. Als weitere Hustenmedizin wird empfohlen, Thymian oder junge Fichtentriebe mit Gänseblümchen in ein dunkles Glas zu schichten, mit flüssigem Honig zu übergießen und 3 Wochen lang bei Zimmertemperatur ziehen zu lassen. Als Hustenmedizin wird dreimal täglich ein Teelöffel empfohlen.
Was überliefert ist
Eine historische, 500 Jahre alte Quelle empfiehlt frische, zerquetschte Gänseblümchenblätter als Auflage bei Wunden und Insektenstichen. Solche Anwendungen kannten noch unsere Großeltern. Überliefert sind auch Breit- oder Spitzwegerichblätter zu diesem Zweck. Wer schon einmal in der Natur von einem Insekt gestochen wurde und außer solchen Blättern nichts zur Hand hatte, weiß, dass ein zerriebenes Blatt auf dem Stich schnell und nachhaltig hilft. Ganz ohne Wissenschaft. Trotzdem soll bei der Anwendung auf Wunden die Hygiene nicht vernachlässigt werden! Für die Herstellung einer Tinktur wird eine Handvoll Gänseblümchenblüten mit 40 prozentigem Alkohol übergossen, so dass alle Blüten bedeckt sind. Der Ansatz wird täglich geschüttelt, nach 3 Wochen abfiltriert und an einem dunklen Ort aufbewahrt. Die Tinktur soll zum Einreiben oder als Umschlag bei Blutergüssen, Prellungen und Quetschungen helfen. Wenn Sie selber Gänseblümchen sammeln möchten, suchen Sie unbelastete Wiesen abseits von Autoverkehr und Hunden auf.
Gänseblümchen homöopathisch eingesetzt
Die Homöopathen verwenden Gänseblümchen unter ihrem lateinischen Namen „Bellis perennis“ zu ganz ähnlichen Zwecken. Die Anwendungsgebiete ähneln denen von Arnica – aus diesem Grund wird Bellis auch die „kleine Arnica“ genannt. Zum Einsatz kommt Bellis, wenn der Mensch sich so fühlt, wie das Gänseblümchen, welches auf der Wiese zertreten wurde. Dementsprechend hilft es bei Verletzungen tiefer gelegener Gewebe, auch nach größeren Operationen und besonders bei Schädigung der Beckenorgane. Bei Verstauchungen und Prellungen kommt es zum Einsatz und ist auch in dem bekannten komplexhomöopathischen Mittel Traumeel enthalten. Es hilft, wenn kalter Wind Beschwerden verursacht oder kalte Getränke nicht vertragen werden, wenn der Körper erhitzt ist. Interessant ist auch, dass Bellis beim nächtlichen Wiedereinschlafen helfen kann.
Wenn das Baldrianaroma zu intensiv ist, bieten sich Mischungen an. Das gilt für Fertigarzneimittel, wo z.B. in Kytta Sedativum oder Moradorm S Baldrian mit anderen beruhigend wirkenden Pflanzen gemischt ist. Hopfenzapfen, Passionsblumenkraut oder Melissenblätter sorgen dafür, dass bei niedrigerer Baldriandosierung die Wirkung gleich gut bleibt. Als Tee kommt eine Mischung aus Baldrianwurzel und Melissenblättern zu gleichen Teilen in Frage. 2 Teelöffel davon werden mit ¼ Liter kochendem Wasser übergossen und nach 15 Minuten abgeseiht. Der Tee wird schön warm schluckweise getrunken. Gut wirkt auch eine Mischung aus Baldrianwurzeln und Hopfen zu gleichen Teilen.
Kulinarisches
Gänseblümchen lassen sich auch in der Küche verwenden. Bei den hübschen Blümchen isst nicht nur das Auge mit, sondern mit ihrem Vitamin C-Gehalt, Kalium, Calcium und Magnesium liefert die Pflanze auch wichtige Nährstoffe. Blüten und Blätter geben Salaten eine nussige, leicht bittere Note. Sie lassen sich auch auf dem Butterbrot oder in Suppen verzehren. Einen leckeren Frühlingsquark stellen Sie aus 500 g Quark, einer Schalotte, Salz, Pfeffer, Gänseblümchen-, Brennessel- und Sauerampferblättern und zehn Gänseblümchenblüten her. Kartoffelsalat, Kräuterbutter oder Bowle lassen sich auch mit den Blümchen aufpeppen. Aus 200 g Gänseblümchenknospen, 300 ml Essig und einer Prise Salz können Sie Kapern selber machen. Dazu werden alle Zutaten kurz aufgekocht und heiß in dicht schließende Gläser gefüllt. Bekannt ist solcher Kapernersatz auch aus Knospen der Kapuzinerkresse. Gänseblümchen sind nicht nur auf dem Teller etwas für´s Auge, sondern auch als in Form von Kränzen als Haarschmuck. Und nicht nur das: Auch Donald Duck hat ein Auge auf das Gänseblümchen geworfen: Seine Angebetete Daisy trägt den englischen Namen für Gänseblümchen.
Elke Kokemoor, Apothekerin